1945

Gründung und erste Jahre

Der Sportplatz befand sich damals direkt unter der heutigen Autobahnbrücke (A14), nahe der Köthener Straße, in Nehlitz. Hier wurde so manches Spiel gewonnen und nach dem Spiel wurde sich in einem Regenfass neben dem Sportplatz gewaschen. Die Gaststätte „Rotes Haus“ hieß damals „Rote Schenke“ und stellte für die Fußballer das Vereinslokal dar.

Die damaligen Fußbälle waren mit denen von heute überhaupt nicht vergleichbar. Sie bestanden aus mehreren Teilen: echtem, leicht glänzendem Rindsleder, die von Hand zusammengenäht wurden.

Der II. Weltkrieg setzte auch dem Fußballsport zunächst ein Ende. Es kam zur Einstellung des Spielbetriebes wegen Einberufung der jungen Sportler zur Wehrmacht. Unmittelbar nach dem Krieg war zunächst jegliche sportliche Betätigung verboten, somit ruhte während dieser Zeit auch die Vereinstätigkeit. Erst nach Monaten wurde das Verbot gelockert und eine Wiederaufnahme des Sportbetriebs genehmigt. Es konnte wieder Fußball gespielt werden und sportbegeisterte Männer aus Wallwitz, Nehlitz, Teicha und Umgebung beschlossen einen Sportverein zu gründen. So kam es 1945 zur Gründung des Vereins „SG Traktor Nehlitz“.

1945 - 1949

Nachkriegszeit

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1946: ehemalige A-Jugend auf dem Sportgelände in Nehlitz
(Oben: Rackwitz, Malschok, Bohne, Kitzing, Körner,
Mitte: Schmolke, ??? Unten: Hartmann, Behrend, Kluge)

Gewaschen hat man sich zu der Zeit in einer alten Badewanne. Die Fußballschuhe wurden untereinander weitergegeben, und wenn sie zu groß waren, wurden sie mit Zeitungspapier oder ähnlichen Materialien ausgestopft.

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Wie es auch heute noch üblich ist, setzte man sich nach dem Spiel zusammen und wertete es bei ein, zwei Bierchen aus. Damals kam der Wirt allerdings mit einem Bollerwagen und einem Fass Bier auf den Platz und versorgte alle Spieler und Fans.

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1949: Spiel gegen Polleben

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1949-1960

``BSG Traktor Wallwitz``

Im Jahr 1949 wurde der Verein „SG Traktor Nehlitz“ in „BSG Traktor Wallwitz“ umbenannt. Die Abkürzung BSG stand für Betriebs-Sport-Gemeinschaft. Parallel gründete sich im Jahr 1949 unter dem Namen „BSG Traktor Wallwitz“ auch ein Kegel-, ein Handball- und ein Radsportverein. Die Handballer und die Radsportler konnten sich jedoch nicht etablieren und lösten sich Mitte der 50er Jahre wieder auf. Die Kegelbahn befand sich im Gebäude „Cafe am Park“, wo bis zum Ende der 70er Jahre erfolgreich gekegelt wurde. Die Bahn gibt es noch heute, wenngleich die Zeichen der Zeit deutlich ihre Spuren hinterlassen haben. Allein die Abteilung Fußball konnte sich bis heute aktiv bewähren.

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1952 – 1954: Saalkreismeister

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1954: Männermannschaft
(Oben: Weiß; Ziegler; Henze; Behrend; Kluge;
Mitte: Schmidt; Weber; Schaaf; Unten: Schmolke; Malschok; Kliebisch)

Für die Fußballer musste ein neuer Sportplatzplatz her. Die ursprüngliche Überlegung war, den Sportplatz auf der Freifläche gegenüber dem Kindergarten in Wallwitz zu bauen, jedoch gab es hierfür keine Genehmigung. Stattdessen wurde die Freifläche des heutigen Sportplatzes zugewiesen. Der Beginn des Sportplatzbaus einschließlich des Vereinsheims war im Jahr 1956. Die heutigen technischen Möglichkeiten einen Sportplatz zu bauen, waren zu dieser Zeit undenkbar, deshalb ergriffen die Spieler selbst die Initiative und bauten den Sportplatz in Handarbeit. Bahnschienen wurden gelegt, auf welchen mit kleinen Wagen (Feldbahn Lore) die Erde bewegt wurde. Für die weiteren Arbeiten brauchte man eine Schaufel, einen Spaten und eine Harke.

1960

Bau des Sportplatzes

Der Bau des Sportplatzes wurde 1960 abgeschlossen. Zu dieser Zeit gab es im Verein eine 1. und eine 2. Herrenmannschaft (damals „Reserve“), welche in der ersten und zweiten Kreisklasse spielten. Auch die Abteilung Nachwuchs war zu dieser Zeit komplett im Verein vertreten.

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Die Wasserversorgung wurde durch einen Brunnen sichergestellt, wobei man zur Warmwasserbereitung einen alten Schlachtekessel nutzte. Zur Stromversorgung wurde der benachbarte Bauernhof angezapft und wenn es den Besitzern mal zu laut wurde bzw. wenn die Männer nach Hause kommen sollten, wurde der Strom einfach abgestellt. Doch häufig half das nichts, denn die Sportkammeraden waren mit ausreichend Kerzen ausgerüstet.
Die Fußballtore, auf die geschossen wurde, waren aus Holz.

Damals war die Mobilität mit Fahrzeugen noch sehr eingeschränkt. So kam es, dass sich beispielsweise bei einem Auswärtsspiel gegen Löbejün 12 Spieler drei Fahrräder teilten. Dazu fuhr jeweils ein Fahrrad mit mehreren Spielern besetzt eine gewisse Strecke voraus, wurde dann abgelegt und der Weg wurde zu Fuß fortgesetzt. Nachfolgende Spieler nahmen das Fahrrad auf, überholten die Vorrauslaufenden ein Stück weit und legten es dann wieder ab. Der Prozess wurde solange durchgeführt, bis alle Spieler den Sportplatz in Löbejün erreicht hatten.

1960 - 1970

60er Jahre

1960 kam es zu einem Freundschaftsspiel gegen den „SSV Westfalia Ahlen“, welches mit einem 3:1 gewonnen wurde.

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Plakat 1960: Spiel gegen den „SSV Wesfalia Ahlen“

Die Aufforderung zur Revanche kam ein Jahr später, sodas ein Ausflug nach Westdeutschland zu Westphalia Ahlen unternommen wurde, bei dem sich Ahlen allerdings erneut mit einem 3:1 geschlagen geben musste. Zu der Zeit verhärteten sich die politischen Fronten zwischen Ost- und Westdeutschland, was im August 1961 schließlich zum Bau der Berliner Mauer führte.

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1961: Gastspiel bei Westfalia Ahlen

Ab ca. 1963 war es üblich das Spieler und Fans zusammen mit dem IFA S4000 (LKW) und teilweise auch mit Bussen zu den Spielen fuhren. Spieler zahlten 50 Pfennig und Fans 1,50 Mark. In dieser Zeit wurde nicht nur die Bereitstellung der Fahrzeuge sondern auch die Platzpflege von der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) übernommen, was heute unvorstellbar ist.

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Juli 1963

1967 war die Hochzeit des Spielers Willi Wollmann. Aus heutiger Sicht spektakulär war, dass die Ehefrau in spe im Brautkleid am Spielfeldrand warten musste, bis der Abpfiff kam. Erst dann konnte die Trauung stattfinden. Die I. Herrenmannschaft gewann in diesem Jahr die Kreismeisterschaft, was den Aufstieg in die Bezirksklasse zur Folge hatte.

Im Mai 1968 folgte die Wallwitzer Mannschaft einer Einladung zu einem Freundschaftsspiel nach Mochov in Tschechien. Hierfür fuhren die fußballbegeisterten Spieler mit dem Zug nach Dresden, stiegen dort um und fuhren dann direkt bis Mochov. Dies war für die Mannschaft eine tolle Erfahrung und sie erlebten Großes in Sachen Gastfreundschaft.

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Die Revanche gegen die Tschechen gab es dann im August 1968 auf dem Platz in Wallwitz. Übernachtet haben die tschechischen Gäste in der heutigen Wallwitzer Grundschule auf Feldbetten. Aufgrund des Einmarsches von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei infolge des „Prager Frühlings“ verlängerte sich der Aufenthalt der tschechischen Fußballer auf insgesamt 14 Tage.

Bild Geschichte 13
Mochov 1968

Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, dieses sportliche Ereignis auch heute noch einmal ins Leben zu rufen.

Bild Geschichte 14
1970 Spiel gegen Holleben
(Oben: Brand; Ziegler; Malschok; Henze; Hobom;
Mitte: Schmidt; Behrend; Schaaf; Unten: Naumann; Heinemann; Kühne)

Beim Spiel gegen Holleben viel ein Holztor um, was auf und neben dem Platz zu einigen Tumulten führte.

Über die Jahre nahmen die sportlichen Errungenschaften zu, wobei einer Talfahrt auch immer wieder ein Anstieg folgte.

Bild Geschichte 15
Bild von 1974

Bild Geschichte 16
1974: Wallwitz : Sennewitz (0:1)
(Oben: Wittmann; Boda; Weiß; Kollo; Stoek; Thiel; Pohl;
Unten: Wollmann; Prang; Opitz; Presche)

1963

IFA S4000

Ab ca. 1963 war es üblich das Spieler und Fans zusammen mit dem IFA S4000 (LKW) und teilweise auch mit Bussen zu den Spielen fuhren. Spieler zahlten 50 Pfennig und Fans 1,50 Mark. In dieser Zeit wurde nicht nur die Bereitstellung der Fahrzeuge sondern auch die Platzpflege von der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) übernommen, was heute unvorstellbar ist.

Bild Geschichte 11
Juli 1963

1967

Aufstieg nach Hochzeit

1967 war die Hochzeit des Spielers Willi Wollmann. Aus heutiger Sicht spektakulär war, dass die Ehefrau in spe im Brautkleid am Spielfeldrand warten musste, bis der Abpfiff kam. Erst dann konnte die Trauung stattfinden. Die I. Herrenmannschaft gewann in diesem Jahr die Kreismeisterschaft, was den Aufstieg in die Bezirksklasse zur Folge hatte.

1968

Freunschaftsspiel in Mochov

Im Mai 1968 folgte die Wallwitzer Mannschaft einer Einladung zu einem Freundschaftsspiel nach Mochov in Tschechien. Hierfür fuhren die fußballbegeisterten Spieler mit dem Zug nach Dresden, stiegen dort um und fuhren dann direkt bis Mochov. Dies war für die Mannschaft eine tolle Erfahrung und sie erlebten Großes in Sachen Gastfreundschaft.

Bild Geschichte 12

Die Revanche gegen die Tschechen gab es dann im August 1968 auf dem Platz in Wallwitz. Übernachtet haben die tschechischen Gäste in der heutigen Wallwitzer Grundschule auf Feldbetten. Aufgrund des Einmarsches von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei infolge des „Prager Frühlings“ verlängerte sich der Aufenthalt der tschechischen Fußballer auf insgesamt 14 Tage.

Bild Geschichte 13
Mochov 1968

Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, dieses sportliche Ereignis auch heute noch einmal ins Leben zu rufen.

1970 - 1980

70er Jahre

Bild Geschichte 14
1970 Spiel gegen Holleben
(Oben: Brand; Ziegler; Malschok; Henze; Hobom;
Mitte: Schmidt; Behrend; Schaaf; Unten: Naumann; Heinemann; Kühne)

Beim Spiel gegen Holleben viel ein Holztor um, was auf und neben dem Platz zu einigen Tumulten führte.

Über die Jahre nahmen die sportlichen Errungenschaften zu, wobei einer Talfahrt auch immer wieder ein Anstieg folgte.

Bild Geschichte 15
Bild von 1974

Bild Geschichte 16
1974: Wallwitz : Sennewitz (0:1)
(Oben: Wittmann; Boda; Weiß; Kollo; Stoek; Thiel; Pohl;
Unten: Wollmann; Prang; Opitz; Presche)

1980 - 1990

80er Jahre

Bild Geschichte 17
1984: Wimpel in Erinnerung an 800 Jahre Ortschaft Wallwitz

1985 wurden die alten Holztore durch Metalltore ausgetauscht, die mit einem Kran eingesetzt wurden.

Im Jahr 1986 kam dann überraschend nochmal die Anfrage von den Tschechen aus Mochov, nach einem Freundschaftsspiel mit derselben Mannschaft von vor 22 Jahren. Die spritzigen Spieler von 1964 waren zu diesem Zeitpunkt zwar schon „Alte Herren“, aber sie überlegten nicht lange und fuhren noch einmal zu ihren Freunden. Da seit dem letzten Besuch schon einige Zeit vergangen war und die Technik immer fortschrittlicher wurde, hatte die damalige Wallwitzer Mannschaft erstmals die Möglichkeit einen Skoda mit VW-Motor zu besichtigen.

1990

Gründung des SV Blau-Weiß 90 Wallwitz e.V.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands musste auch der Sportbetrieb und die Sportvereine neu organisiert werden. Mit der Abwicklung der Volkseigenen Betriebe (VEB) ab 1990 fiel die organisatorische und finanzielle Grundlage der meisten Betriebssportgemeinschaften weg. 1990 wurde deshalb der Verein „BSG Traktor Wallwitz“ in den heutigen „SV Blau-Weiß 90 Wallwitz e.V.“ umgewandelt. Die Abkürzung e.V. steht für eingetragener Verein.

1994/1995

Bau der Flutlichtanlage

Die Flutlichtanlage wurde 1994/95 errichtet. Die Masten dienten zuvor als Beleuchtungsmasten der Hochstraße in Halle (Saale) und wurden nach deren Demontage auf das Wallwitzer Sportgelände transportiert und aufgestellt. Die Gemeinde hat für die Aufstellung keine Genehmigung erteilt und der Sportverein sollte die Stromkosten selbst tragen, allerdings verlief diese Meinungsverschiedenheit wenig später im Sande.

2000 - 2022

2000er bis heute

Die weitere Aufarbeitung der Vereinsgeschichte ist in Planung.